Klasse 9b: Exkursion zum ehemaligen Reichparteitagsgelände Nürnberg

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Es gibt ein symbolisches Bild für die Befreiung Nürnbergs von der nationalsozialistischen Herrschaft und dem Sieg der Anti-Hitler-Koalition über das Dritte Reich: die Sprengung des gewaltigen Hakenkreuzes auf der Haupttribüne des Zeppelinfeldes am 22. April 1945. Dort, wo die Nazis jahrelang ihre pompösen “Reichsparteitage” veranstalteten und Hitler seine Reden abhielt, feierten amerikanische Soldaten als Triumph über das Gewaltregime in einer Parade … Nun, über 77 Jahre später, sitzen wir, die Klasse 9b, andächtig hier und lauschen einem aufschlussreichen Referat im Fach Geschichte über eben dieses Ereignis, während auf der anderen Seite der Tribüne die Vorbereitungen für das bekannte Norisring-Rennen, ein Highlight für alle Motorsport-Begeisterten, auf Hochtouren laufen.

Im Rahmen des Geschichtsunterrichts sollte auf dem Gelände das Thema „Nürnberg als Stadt der Reichsparteitage“ vertieft werden. Bereits im Vorfeld wurde die Klasse im Unterricht für das Thema der NS-Ideologie sensibilisiert und zusätzlich zeigten die Schüler im Rahmen von Präsentationen den Zusammenhang von Kunst, Sprache, Architektur und Propaganda & Ideologie auf.

So hörten wir im Vorfeld Referate über Leni Riefenstahl, die als eine der umstrittensten Persönlichkeiten der Filmgeschichte gilt.

Außerdem befassten wir uns mit dem „Stürmer“, ab 1932 mit dem Untertitel „Deutsches Wochenblatt zum Kampfe um die Wahrheit“. Dies war eine am 20.April 1923 vom NSDAP-Gauleiter von Franken Julius Streicher in Nürnberg gegründete und herausgegebene antisemitische Wochenzeitung.

Ein weiteres Referat widmete sich im Vorfeld der Person Albert Speers, der zum Rüstungsminister und führenden NS-Architekten wurde und 1934 den Auftrag erhielt, einen Gesamtplan für das elf Quadratkilometer große Gelände des Reichsparteitages zu erstellen.

Die Anlehnung an die Antike wurde beim Besuch deutlich: “Das erinnert mich an das Kolosseum in Rom.”, bemerkt ein Schüler bei der Begehung der Kongresshalle.

“Wenn man hier auf dem Gelände steht, fühlt man sich klein”, so stellt eine weitere Schülerin fest – eigentlich ein Ziel von Hitler und seinem Architekten, die die absolute Unterordnung des Einzelnen unter die „Volksgemeinschaft“ forderten.

Das Reichsparteitagsgelände als historischer Lernort

Das ehemalige Reichsparteitagsgelände ist somit ein besonderer historischer Lernort. So konnte die Klasse auf (Er-) Kenntnisse zur NS-Geschichte aus dem Geschichtsunterricht zurückgreifen und während der Geländebegehung, die neben uns Lehrern (Hr. Ostertag, Fr. Köhler) auch direkt durch einzelne Schüler geleitet wurde, die Perspektive der Täter des nationalsozialistischen Terrors in den Fokus richten. Das Ziel war es, die Gewaltherrschaft Hitlers vor Ort erfahrbar zu machen, weswegen eine jährliche Exkursion zum Dokumentationszentrum zum Programm der staatlichen Realschule Zirndorf gehört.

„Erhalt oder Verfall?“

Daneben diskutierte die Klasse rege darüber, wie mit dem nationalsozialistischen Erbe künftig weiter umgegangen werden sollte. Die baulichen Reste des Reichsparteitagsgeländes dominieren bis heute große Teile des Stadtbildes im Südosten Nürnbergs.

Schon seit Jahren befindet sich vor allem das Zeppelinfeld mit der Zeppelintribüne, den Türmen und Wallanlagen in brüchigen Zustand. Insbesondere die eindringende Feuchtigkeit verursacht immense Schäden an den Bauten.

„Erhalt oder Verfall?“ Auch wenn Nürnberg keinen Zuschlag zur „Kulturhauptstadt Europas 2025“ erhielt, so sollte die Kongresshalle dennoch als temporäre Ausweichspielstätte der Oper während der Sanierung des Opernhauses dienen. Somit wird man sich auch künftig weiter die Frage stellen, wie mit dem einstigen NS-Bau umgegangen werden soll.

Frau Köhler und die Klasse 9b