Ein Tag im Gerichtssaal der Geschichte – Exkursion der Klassen 10f und 10g nach Nürnberg

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Am 9. Oktober 2025 machten sich die Klassen 10f und 10g auf den Weg nach Nürnberg, um einen Ort zu besuchen, der weltweite Bedeutung hat: den Saal 600 im Nürnberger Justizpalast – den Schauplatz der Nürnberger Prozesse.

Nach der Ankunft führte uns der Weg in den dritten Stock des Gebäudes, wo das Memorium Nürnberger Prozesse seinen Platz hat. Schon beim ersten Blick in den Saal wurde es still in der Gruppe – hier, an diesem Ort, saßen einst die führenden Vertreter des nationalsozialistischen Regimes auf der Anklagebank. Zwischen November 1945 und Oktober 1946 mussten sie sich vor dem Internationalen Militärgerichtshof für ihre Kriegsverbrechen verantworten.

Unsere Führung begann mit einem Überblick über die Ereignisse jener Zeit. Wir erfuhren, dass der Saal bereits 1916 als Schwurgerichtssaal erbaut worden war, nach dem Krieg aber umfassend umgestaltet werden musste. Damit die Verhandlungen in vier Sprachen gleichzeitig stattfinden und Medien aus aller Welt berichten konnten, wurde der Raum mit modernster Technik seiner Zeit ausgestattet: Übersetzungsanlagen, Kameras, Beleuchtung und sogar eine Pressetribüne wurden eingebaut. Heute sieht der Saal wieder anders aus, denn viele dieser Umbauten wurden nach 1961 rückgängig gemacht – doch mit ein wenig Vorstellungskraft konnte man die Atmosphäre von damals spüren.

Besonders spannend war der Rundgang durch die Dauerausstellung. Auf rund 300 Quadratmetern wird dort die Geschichte der Prozesse und ihre Bedeutung für die Entwicklung des internationalen Strafrechts anschaulich vermittelt. Neben historischen Dokumenten und Bildern sahen wir auch Originalobjekte, wie Teile der Anklagebank, auf der einst die Angeklagten saßen, und eine Dokumentenkiste, in der wichtige Akten aufbewahrt wurden.

Begleitet wurden wir von Frau Köhler und Herrn Enzigmüller, die uns während der Führung immer wieder zu aufmerksamen Beobachtungen anregten:

Wie viel Aufmerksamkeit haben die Nürnberger Prozesse damals in der Welt erregt – und warum?

Wie muss es für die Menschen gewesen sein, zum ersten Mal zu erleben, dass politische und militärische Führer für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden?

Warum ist es auch heute wichtig, dass Völkerrecht durchgesetzt wird – und was passiert, wenn das nicht gelingt?

Ein besonderes Highlight erwartete uns am Ende der Führung: eine moderne Filminstallation im Saal selbst. Auf einer halbtransparenten Leinwand wurden historische Filmaufnahmen der Prozesse gezeigt – so, dass man gleichzeitig den echten Gerichtssaal im Hintergrund sehen konnte. Dadurch entstand der Eindruck, man sitze mitten im Geschehen, als würde der Prozess gerade wieder stattfinden. Stimmen, Projektionen und Licht verschmolzen zu einer eindrucksvollen Zeitreise, die vielen von uns Gänsehaut bereitete.

Nach etwa 15 Minuten endete die Installation, und für einen Moment blieb es still. Man spürte, dass dieser Ort etwas Besonderes ist – ein Symbol für Gerechtigkeit, Verantwortung und die Hoffnung, dass sich solche Verbrechen nie wiederholen.